Theater ist mehr (tim-)-Theater
Die Physiker
von Friedrich Dürrenmatt
Im Sanatorium „Les Cerisiers“ leben Newton, Einstein und Möbius. Alle drei geniale Physiker. Alle drei bringen ihre Krankenschwestern um. Das führt zu polizeilichen Ermittlungen, die der Anstaltsleiterin so gar nicht willkommen sind. Denn auch sie hat Pläne, die sie lieber für sich behält. Das Stück katapultiert den Zuschauer von einer überraschenden Wendung in die nächste und die Inszenierung jongliert mit moderner Umsetzung und Spielfreude mit einer Welt, die den schnellen technischen Wandel nicht mehr in den Griff bekommt.
Im Kern geht es um die nicht absehbaren Folgen und Gefahren der Atombombe für die Menschheit. Die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft ist hochaktuell. Andere Beispiele sind die Gentechnik und die unkontrollierte Datensammlung der Internetunternehmen. Muss alles, was machbar ist, auch gemacht werden? Dürrenmatt beschrieb das irrwitzige Spiel im Sanatorium von gespieltem und echtem Wahnsinn als Komödie. Denn – so Dürrenmatt: „Uns kommt nur noch die Komödie bei. Unsere Welt hat ebenso zur Groteske geführt wie zur Atombombe“.
Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen im Emmental, Kanton Bern, als Pfarrerssohn geboren. Den Umzug der Familie aus dem Dorf in die Stadt Bern 1935 beschrieb er später als prägend. Sein Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Naturwissenschaft, beendete er nach fünf Jahren 1946 in Bern. Im selben Jahr heiratete er auch die Schauspielerin Lotti Geißler, mit der er drei Kinder hatte. Friedrich Dürrenmatt wollte seine Familie alleine durch das Schreiben ernähren. Er verfasste Kritiken und Essays für die Presse; 1951 kam sein Krimnalroman „Der Richter und sein Henker“ heraus. Zu seinen wichtigsten Einnahequellen gehörten damals die von ihm verfassten Hörspiele.
Seinen internationalen Durchbruch erlebte Dürrenmatt 1956 mit der Uraufführung von „Der Besuch der alten Dame“ am Schauspielhaus Zürich. Auch das Stück „Die Physiker“ (1962) erfreute sich größter Beliebtheit auf den deutschen Bühnen.
Friedrich Dürrenmatt erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. den Literaturpreis der Stadt Bern (1979), den Georg-Büchner-Preis (1986), den Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem (1977) und der Universität Zürich (1983).
Seine Frau Lotti starb am 16. Januar 1983. Friedrich Dürrenmatt heiratete in zweiter Ehe im Mai 1984 die Journalistin Charlotte Kerr. Am 14. Dezember 1990 starb Friedrich Dürrenmatt in seinem Haus in Neuchâtel.