Felix Mitterer schreibt... (Quelle: http://www.cover-girl.at)
Barbara Herold hat mit ihrem Stück „Cover Girl“ auf mutige, genau recherchierte und hochliterarische Weise das „heiße Eisen“ angefasst, das uns grausame und unheilbare Wunden einbrennt, seit die Menschheit Kriege gegeneinander führt. Die Autorin und Regisseurin zeigt uns am Beispiel von Lynndie England, was der Krieg aus Menschen macht, natürlich auch der so genannte „gerechte Krieg“.
Aus den Aussagen der jungen US-Soldatin schält sich unerbittlich die Wahrheit wie aus einer Zwiebel, die man häutet. Der Feind nämlich ist immer der Unmensch, der Untermensch, den man demütigt und quält, dem man die Menschenwürde nimmt.
Dass dies in jedem Krieg passiert, hat daher weniger mit sadistischen Einzeltätern zu tun, sondern hauptsächlich mit dem System. Die Militärführung will, dass der „Feind“ gebrochen wird, die Militärführung duldet den Psychoterror nicht nur, sie fördert ihn auch. Kommen die Ereignisse dann ans Licht, zum Beispiel durch dieses gefährliche Ding Digitalkamera, mit der man so einfach „Souvenirfotos“ machen kann, dann wäscht die Führung ihre Hände heuchlerisch in Unschuld.
Lynndie England geht ins Gefängnis, die militärische Führung untersagt den Gebrauch von Digitalkameras während der Dienstzeit und geht zur Tagesordnung über, nämlich zum „gerechten Krieg“ mit denselben Mitteln wie zuvor.
Solange es Kriege gibt, wird es Lynndie England geben. Und den letzten beißen immer die Hunde. Das lehrt uns das bittere, erschreckende Theaterstück von Barbara Herold.
Felix Mitterer, 29.01.2008
Zuschauerstimmen (Quelle: twotickets.de):
"Gut gespielter Monolog von Pia Kalb als Lynndie England. Das Stück versucht die Person Lynndie als Menschen und nicht das Covergirl zu sehen, leuchtet in Form einer Befragung / Interview gekonnt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.. Eine sehr geglückte Sichtweisenerweiterung, weg vom Bild der Medien"
"Die Realität ist hart und grausam, all zu oft durch jene ausgeführt, die selbst aus einfachen Verhältnissen kommen und leicht zu manipulieren sind...die wirklich Schuldigen sind die, welche nicht sehen wollen, dass es alles schon mal gegeben hat und wieder geben wird, solange der Mensch nicht für alle - Täter wie Opfern die gleichen Regeln und Gesetze aufstellt. Amerikaner können immer noch nicht vor dem Internationalen Gerichtshof verurteilt werden.... DAS STÜCK und die Darstellerin haben eindrucksvoll gezeigt, dass man hinter die Fassade blicken muss und hier niemand bestraft wurde, der nur Täter war...Opfer bleiben immer zurück, auf allen Seiten. Die Darstellerin hat wunderbar Gefühle gezeigt und die Tat auf den Menschen reduziert, es geht nicht um die Person allein. Von dieser Dame will ich mehr sehen, tolle Leistung."
"(...) Pia Kolb bot eine hervorragende schauspielerische Leistung. Auch dem (B)uch und der Regie meinen grössten Respekt.(...)"
"Ich fasse mich heute kurz. Um es in der Sprache der Filmbranche zu fassen: Der Oscar für das beste Drehbuch geht an Barbara Herold mit Covergirl. Der Oscar für die beste Hauptdarstellerin geht an Pia Kolb. Der Oscar für die beste Regie geht an Heiko Dietz."