BLACKBIRD
von David Harrover
Damals waren sie ein Liebespaar. Una war zwölf und Ray war vierunddreissig, als man sie zusammen ertappte und er festgenommen wurde. Elf Jahre später heißt Ray Peter und arbeitet in einer Firma, die Geräte für Zahnarztpraxen herstellt. Er hat seine Strafe abgesessen, ist mit einer neuen Frau zusammen und hat mit der Vergangenheit abgeschlossen. Nur Una kommt nicht klar mit dem, was damals geschehen ist. Als sie bei einem Zahnarztbesuch zufällig Rays Foto in einer Zeitschrift sieht, entschließt sie sich, ihn aufzusuchen…
»Blackbird« zeigt die Begegnung zweier Menschen, deren Leben von einer gemeinsamen Erfahrung geprägt ist. Nur, was genau ist es, was diese beiden Menschen, ein Erwachsener und ein Kind, damals zusammen erlebt haben?
Zwei radikal unterschiedliche Versionen der Vergangenheit und zwei Wahrheiten treffen kollisionsartig aufeinander.
„Blackbird“ ist nicht nur eine Liebesgeschichte zweier Menschen, die eine gemeinsame Erfahrung hinter sich gebracht haben, welche ihr Leben verändert hat, sondern es ist auch ein sensibler Psychothriller, der Fragen nach den Grenzen persönlicher Selbstbestimmung und Verantwortung stellt.
"...Es geht um das, was passiert, wenn zwei Menschen in einem Raum aufeinander treffen. Zwischen ihnen gibt es eine Intimität, vielleicht ist es Missbrauch, vielleicht auch etwas anderes, aber auf jeden Fall gibt es zwischen den beiden eine Verbindung. Die junge Frau hat Gefühle, die leidenschaftlich sind, stark und realistisch. Sie sagt, es war die unglaublichste Liebe, die sie jemals empfunden hat (...) Der Mann behauptet, dass er in seinem ganzen Leben nur eine Person wirklich geliebt hat, und dass es Zufall war, dass diese Person erst 12 Jahre alt war.(...) "
...Ich versuche nicht, Rays Verhalten zu entschuldigen, aber es ist ein Theaterstück, und deshalb versuche ich, verschiedene Möglichkeiten zu überprüfen. Kann ein erwachsener Mann tatsächlich eine Beziehung zu einem zwölfjährigen Mädchen haben? Er glaubt, dass er das kann, und Una glaubt es auch, und es gibt auch andere Menschen, die glauben, dass das möglich ist. Mir geht es nicht darum, zu einem Schluss zu kommen, sondern darum, Fragen zu stellen; ... Fragen darüber, was man im Leben hinter sich lässt und was man mit sich herumträgt und wie sehr man der Vergangenheit die Schuld an den Problemen der Gegenwart gibt. Es ist kein Problemstück; es ist eine Metapher für etwas Anderes." David Harrower
Pressestimmen:
"(der) Psychothriller 'Blackbird' enthüllt ... eine alte Beziehung aus zweierlei Sicht - bis zum verstörenden Ende."
"Mascha Müller vermittelt ... eine flirrende Zerbrechlichkeit, die ahnen läßt, welchen Schaden ihre Seele genommen hat."
Die Abendzeitung, Gabriella Lorenz
"Jetzt hat Matthias Eberth das Erfolgsstück des britischen Autors im 'theater ... und so fort' als Psychothriller inszeniert. Bis zum Schluss bleibt die bange Frage: Rächt sie sich, wird er sie töten, gibt es eine Versöhnung? Eberth läßt alles in der Schwebe und steigert die Spannung im Dialog-Klipp-Klapp um Schuld und Sühne: Die Rollen von Täter und Opfer wechseln, Lebenslügen brechen auf.
Mascha Müller spielt die junge Frau intensiv, zerrissen zwischen Verzweiflung und Verführung, während Heiko Dietz für den Mann einen stimmigen Ausdruck im Kampf von Gewissen und Rechtfertigung findet..."
TZ, Barbara Welter
"...furiose Rechtfertigungs- und Anklage- monologe, in denen Unbewältigtes und stark Gefühltes sich noch immer am Meinungsgerüst der Gesellschaft reiben..."
"...gehetzt und glaubhaft ineinander greifende Satzbrocken..."
"So schaut man den beiden gerne zu, wenn sie ... bei sich oder ihren Figuren sind."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Sabine Leucht
"...Mascha Müllers Una ist verwirrt, zerrissen und wütend, weil man ihr die Person gestohlen hat, die sie liebte. Und dennoch sieht sie in ihm den Täter. Doch ist er das wirklich? Oder wollte sie all das auch? ...
Heiko Dietz dagegen gibt einem Menschen, den die Gesellschaft für seine Liebe verurteilt hat, eine Tiefe, die nur wenige Menschen billigen. Wie kann man einen Menschen, den man landläufig als Tier, Verbrecher und Perversen bezeichnen würde, nur so menschlich und verletzlich anlegen?
Er zeigt die Schwäche, die Ray damals in Unas Arme trieb und die Liebe, die sie verband. Das Unverständnis für die Verurteilung und den Mut, den er zum Neuanfang brauchte.
Nach dem Ende des Stückes bleibt man gebannt in der Dunkelheit des Theaters sitzen. Die Minuten, die vergehen, bevor das Licht im Theater wieder angeht und man den Schauspielern für ihre einzigartige Leistung Tribut zollen kann, scheinen unerträglich und sind dennoch das, was man in diesem Moment braucht.
Man hat nach diesem Stück einmal mehr ein Stückchen unschuldiger Naivität verloren..."
Kultur & Style, Franziska Löffelbein